Auszug aus dem Vorwort von Otto Pannewitz zum Katalog

Thomas Baumgärtel, der in erster Linie durch sein nun ins 20. Jahr gehendes Projekt der Kennzeichnung von Kunstorten der Gegenwartskunst durch gesprayte Bananen bekannt geworden ist, hat die Banane zum Symbol für Kunst und Leben erhoben. Alles ist Banane und Banane ist alles. Die Banane steht für Leben und Wandlung. In ihrer mehr als 100 jährigen Geschichte in Europa hat sie demgemäß unterschiedlichste Bedeutungen erlangt: als "Paradiesfeige", Sexualsymbol, Energie- und Lebensspender, als symbolhafter Ausdruck des Wirtschaftswunders etwa wie auch der deutschen Wiedervereinigung. Ihr Aussehen und ihr Ansehen ist bei all dem zumeist positiv belegt, ein wesentlicher Aspekt für Thomas Baumgärtels Wahl der Banane als seinem nahezu ausschließlich künstlerischen Mittel. Die Banane steht für Kunst heute, steht für Leben heute. In der Banane spiegelt sich Gott, die Welt, die Gesellschaft. Der Künstler verleiht ihr die Würde des hehren Gedankens ebenso wie die spitze Formulierung der Satire oder den bösen Zug zur Ironie. Er setzt sie in ihrer geschlosenen Prallheit und Frische gelb-reif ins Bild. Er bringt sie entleert zur schwarz getrockneten Schale objekthaft ins Spiel, blasphemisch-provokativ ans Kreuz genagelt oder nicht minder herausfordernd ein Deutschland-Wappen umkreisend, was der Rede von der Bananenrepublik einen unverwechselbaren Ausdruck verleiht. Die Spraybanane wird Teil der Werke alter Meister, wo sie etwa in einem Stilleben von Georges Braque einen dominanten Platz einnehmen kann...

Thomas Baumgärtels Bananen in Spraybildern, Bananenskuplturen und -objekten stehen synonym für eine zeitgenössische Kunst, die die Gegenwart reflektiert und gestaltet, die Fragen aufwirft, zur Auseinandersetzung drängt, Grenzen aufzubrechen sucht und um Antworten ringt.

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Die Königssuite vom Bananensprayer